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Editorial KARDIOTECHNIK 2021/1

KARDIOTECHNIK Ausgabe:
2021/1; 030(1):002–003

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen

der Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012 (Drucksache 17/12051 vom 03.01.2013, Anhang 4), Pandemie durch Virus „Modi-SARS“ liest sich wie das Drehbuch eines Horrorfilms. Dieses mögliche Szenario wurde seinerzeit unter fachlicher Federführung des RKI durchgeführt. Das Pandemieszenario beschreibt den hypothetischen Verlauf einer Pandemie in Deutschland. Die Wahl des hypothetischen Modi-SARS-Virus für die Risikoanalyse erfolgte vor dem Hintergrund, dass eine natürliche Variante 2003 sehr unterschiedliche Gesundheitssysteme schnell an ihre Grenzen gebracht hat. Die Vergangenheit hatte gezeigt, dass neuartige Erreger schwerwiegende Seuchenereignisse auslösen können (z. B. SARS-Coronavirus (CoV), H5N1-Influenzavirus, Chikungunya Virus).

Das für das Szenario gewählte hypothetische Modi-SARS-Virus ist ein neuartiger Krankheitserreger und ist wie der natürliche SARS-CoV über die Atemwege übertragbar und in fast allen Eigenschaften mit diesem identisch. Die Inkubationszeit beträgt ca. 5 Tage. Die Infektion hat bei Ausbruch eine Letalität von ca. 10 %. Die Infektionskrankheit breitet sich sporadisch und in Clustern aus. Für das vorliegende Szenario wird ein Gesamtzeitraum von 3 Jahren angesetzt, mit der Annahme, dass der Erreger im Verlauf mutiert und auch Personen, die bereits eine Infektion durchlebt haben, wieder ansteckt. Es kommt zu 3 Erkrankungswellen unterschiedlicher Intensität. Durch die Globalisierung findet eine starke Durchmischung von Waren und Personen statt. Obwohl die laut Infektionsschutzgesetz und Pandemieplänen vorgesehenen Maßnahmen durch die Behörden schnell umgesetzt werden, kann die rasche Verbreitung des Virus aufgrund des kurzen Intervalls zwischen zwei Infektionen nicht effektiv aufgehalten werden. Das Gesundheitssystem wird vor immense Herausforderungen gestellt, die nicht bewältigt werden können. Mittel zur Eindämmung sind z. B. Schulschließungen und Absagen von Großveranstaltungen.

Das erinnert stark an die reale Situation 2020/2021. Im Frühjahr 2020 zeigte sich sehr schnell, wie es um unsere digitale Infrastruktur bestellt ist. Vor allem in der Bildung wurde schnell klar, dass durch Einsparungen, Lehrermangel und Überalterung unsere Schulen gefühlt noch in der „digitalen Steinzeit“ steckengeblieben sind. Bei der Umstellung auf Online-Unterricht musste man feststellen, dass weder der Internetausbau noch die Befähigungen der Lehrkräfte ausreichen, um den Wandel hin zu modernen Online- und Präsenzunterrichtsbildungskonzepten leicht hinzubekommen. Auch ich musste für mich feststellen, ein „digitaler Dinosaurier“ zu sein. Hinzu kommt, dass unsere Arbeitsplätze oft nicht mit der nötigen Hardware ausgestattet sind, wir aber jeden Tag lernen, ein Stück besser mit den neuen Medien umzugehen. Selbst der Konservativste unter uns muss sich eingestehen: Ein Systemwandel muss her. Hybridveranstaltungen, Online-Meetings und andere digitale Konzepte werden unsere Zukunft nachhaltig umgestalten. Um die Auswirkungen auf unsere Zukunft selbst zu bestimmen, müssen wir uns den neuen Konzepten anpassen bzw. diese im Idealfall selbst weiterentwickeln. Nur so können wir die Zukunft aktiv mitgestalten.

Auch wir als wissenschaftliche Fachgesellschaft mussten erleben, dass Dienstreisen nicht mehr möglich waren und wir dazu angehalten waren, persönliche Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. So mussten wir für uns und unsere Kollegen neue Kommunikationsstrukturen finden, um weiter als Fachgesellschaft funktionieren zu können und um die Anliegen unseres Berufes als Perfusionisten weiter zu vertreten. Um die Reisetätigkeit prinzipiell zu reduzieren und schneller Entscheidungen treffen zu können, hielten wir bereits seit 2016 neben Präsenz- auch Online-Vorstandssitzungen ab. Im Jahr 2020 fanden von 10 Sitzungen nur noch 2 als Präsenzsitzungen statt, diese natürlich unter den höchstmöglichen Sicherheitsmaßnahmen.

Im Editorial 3/2020 beschrieb unser Präsident Dr. Adrian Bauer bereits, dass wir uns auf Veränderungen im Ablauf unserer Jahrestagung einstellen müssen. Damals war diese noch als Hybridveranstaltung geplant, 4 Wochen vor dem Termin zwang uns die Pandemie, kurzfristig komplett neue Wege zu gehen und die gesamte Tagung in den virtuellen Raum zu verlegen, damit sie überhaupt stattfinden kann. Nun zeigte sich ein ganz besonders interessantes Phänomen, z. B., dass unsere virtuelle Mitgliederversammlung nun von 149 Teilnehmern begleitet wurde – ein Plus von fast 100 %. Firmen-Workshops und Symposien hatten in der Spitze 197 Zuhörer, während der Präsenztagung waren es oft nur 10 bis 20 Teilnehmer. Unsere hochkarätigen wissenschaftlichen Sitzungsblöcke besuchten statt 50 nun bis zu 217 Teilnehmer. Nach den Rückmeldungen der Teilnehmer und der Industrie zu urteilen, war es trotz schwieriger Ausgangsbedingungen ein gelungener Kongress. Ein Novum ist sicher auch, dass die Kongressteilnahme noch bis 15. Januar 2021 möglich war und so jeder, der noch nicht online war, sich die nötigen Weiterbildungspunkte auch später abholen konnte. Aufgezeichnete Vorträge machten das möglich – und diese Möglichkeit sollten wir im Sinne der breiteren Weiterbildung in der Zukunft weiterhin nutzen.

„Hybrid“ ist nicht nur in Bezug auf die Mobilität, sondern auch für die Fort- und Weiterbildung ein gutes Konzept. Wir wissen nicht, was uns das Jahr 2021 noch abverlangen wird, aber ich sehe uns gut gerüstet. Bereits 1971 haben unsere Kollegen Weitsicht bewiesen und am 26. Juni 1971 den Verband der Kardiotechniker Deutschlands (die spätere Deutsche Gesellschaft für Kardiotechnik) gegründet. Das Jahr 2021 ist das Jubiläumsjahr der DGfK, die ein halbes Jahrhundert alt wird! Es wäre daher wünschenswert, dass wir unsere Jubiläums-Jahrestagung als Präsenzveranstaltung mit Hybridanteilen vom 19.–21. November 2021 in Wiesbaden abhalten können.

Nun zu diesem Journal und dem Jubiläum unseres Verbandes. In jeder Ausgabe dieses Jubiläumsjahres der Zeitschrift KARDIOTECHNIK wird es einen kommentierten Artikel aus jedem Jahrzehnt des Journals geben. Die erste Ausgabe der KARDIOTECHNIK wurde im Mai 1975 in den immer noch vorhandenen Räumen der Kardiotechnik in Erlangen zusammengestellt, durch Peter Böttcher herausgegeben und durch Peter Becker verlegt. Bemerkenswerterweise hat sich in 46 Jahren an den Zielen der Zeitschrift und des Verbandes nichts geändert.

Hier ein Originalzitat von Josef Güttler, dem damaligen Vorsitzenden der DGfK: „Die Hauptaufgabe der Zeitschrift soll sein, den Mitgliedern Nachrichten des Verbandes anzubieten. Sie wird über Erkenntnisse auf dem Gebiet der Kardiotechnik, über Fortbildung und technische Fortschritte ebenso berichten wie über besondere Probleme und Ereignisse.“ Weiter heißt es: „Auch die Zeitung lebt von Nachrichten; mögen sie vom Vorstand, von dem Team eines Herzzentrums, einem Kardiotechniker oder Verbandsmitglied kommen. Ihre Kritik, Anregung und Informationen sind erwünscht und nötig, damit aus der Zeitschrift KARDIOTECHNIK ein für jeden Kardiotechniker unentbehrliches Informationsorgan wird.“

Im Grußwort schrieb Prof. Dr. med. H. G. Borst damals (ehemaliger Präsident der DGTHG) wörtlich: „Möge die Zeitschrift auch dazu beitragen, die verantwortlichen Politiker und Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände erneut auf die Misere in unserem Berufszweig hinzuweisen. Eine Berufsanerkennung mit einer vorausgehenden Berufsausbildung sowie ein bundeseinheitliches Tarifrecht für Kardiotechniker sind längst überfällig. Diesen Missstand baldigst auszuräumen, muss unser aller Ziel sein. Sicherlich genügt es nicht mehr, dass Klinikdirektoren in z. T. zermürbenden Einzelaktionen gewisse lokale Erfolge für ihre Kardiotechniker erringen.“

Im ersten Heft des Jahres 2021 hat unser Kollege Jörg Optenhöfel den im Original 1975 abgedruckten Beitrag „Chirurgie am offenen Herzen bei Säuglingen und Kleinkindern: Konstruktion und Erprobung einer Herz-Lungen-Maschine für Säuglinge“ von Dr. med. M. Turina und Prof. Dr. med. A. Senning kommentiert und in die heutige Zeit überführt.

Seit Jahren begeistern uns die Kollegen der verschiedenen Arbeitsgruppen der DGfK mit gemeinsamen Stellungnahmen zu aktuellen Themen unseres Fachgebietes. Passend zum Thema wurde unter Leitung von Sebastian Tiedge eine Stellungnahme der AG Kinder- und Säuglingsperfusion der DGfK zu möglichen Komponenten für die Perfusion von Kindern und Säuglingen zusammengefasst. Der Artikel „Kinderperfusion in Deutschland 4.0 ‚Hardware’“ beschreibt den wissenschaftlichen Zusammenhang und die Einsatzmöglichkeiten von verfügbaren und möglichen EKZ-Komponenten für die verschiedenen Patientengrößen.

Die Kollegen aus Stuttgart beschreiben im Praxistest die Unterschiede zwischen dem Cell-Saver5+ vs. dem neuen CATSmart. Hierbei zeigten sich die Vor- und Nachteile der jeweiligen Systeme. Die gewonnen Daten sind gut aufbereitet und bieten einen sehr guten praxisrelevanten Überblick.

Ich wünsche Euch allen ein tolles und zukunftsweisendes Jahr und wünsche Ihnen allen viel Spaß beim Lesen der KARDIOTECHNIK.

Euer Frank Münch

Vizepräsident der DGfK

Willkommen zur neuen Webseite

Nach über einem ¾ Jahr der Planung, intensiven Meetings, Codierung und Schreibarbeit ist am 13.01.2025 ist unsere neue Website live gegangen und wir sind stolz, hier ein neues Zuhause für unsere Mitglieder geschaffen zu haben. Zukünftig soll sie zur zentralen Plattform des Austauschs in unserer Community werden. Dafür arbeiten wir im Hintergrund an spannenden Erweiterungen.

Ein Highlight wird ein eigener „News“-Bereich sein, der euch stets über aktuelle Entwicklungen rund um Perfusion und technische Medizin informiert. Schaut regelmäßig vorbei und bringt euch ein – wir freuen uns auf eure Anregungen!

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