Mai 1975: Ich war noch keine sieben Jahre alt, als die Erstausgabe der Zeitschrift KARDIOTECHNIK erschien. Bestimmt habe ich an anderes gedacht als an die „Konstruktion und Erprobung einer Herz-Lungen-Maschine für Säuglinge“. Und doch blicke ich jetzt zurück auf immerhin ein Vierteljahrhundert Kardiotechnik, Herz-Lungen-Maschine und Kinderperfusion. Aber worum geht es in dem Artikel: Das große Problem bei der Anwendung der Herz-Lungen-Maschine bei kleinen und kleinsten Patienten war das große Trauma, das sie verursachten. Riesige Oberflächen, Bubbleoxygenatoren und Füllvolumina, bei dem ein gestandener Kardiotechniker Probleme hätte, das entsprechende Äquivalent in Form von Bier zu trinken. Bis zu diesem Zeitpunkt war es oftmals nur möglich die kleinen, herzkranken Patienten durch eine Palliation ohne HLM (z. B. BT-Shunt oder Bändelung) in ein korrekturfähiges Alter zu bringen. Sprich: Die Kinder mussten erst einmal reifen und eine Größe und ein Gewicht erreichen, mit dem man sie auch an eine Herz-Lungen-Maschine anschließen konnte und sie das enorme Trauma überstehen konnten. Die Kardiologen waren dann bereits soweit: Die Kathetertechnik war entwickelt. Es gab entsprechend kleine Katheter, deren Messungen über Sättigung, Druckverlauf und Kontrastmitteldarstellung die Voraussetzungen für eine primäre Frühkorrektur bildeten. Jetzt war die Herzchirurgie gefragt hier gleichzuziehen. So war der „Evolutionsdruck“, kleinere, weniger traumatisierende Herz-Lungen-Maschinen zu entwickeln, enorm hoch.
Ein interessanter Artikel und ich möchte die Frage stellen: Wo und in welche Richtung geht der „Evolutionsdruck“ heute? Wenn hier nur noch Kosteneffizienz einen Faktor darstellt, sind wir arm dran. Wissenschaftliche Auseinandersetzung, Ziele definieren und Ansprüche an die Qualität der Perfusion hochzuhalten: Hiervon handelt diese Arbeit mit einem beeindruckenden Beispiel aus der Pionierzeit der Kardiotechnik. Spannend!
Viele Grüße
Jörg Optenhöfel