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Ballongegenpulsation – Stand und Ausblick

Kommentar zum Beitrag aus KARDIOTECHNIK 01/1996

KARDIOTECHNIK Ausgabe:
2021/3; 030(3):095-102

Autor:innen

H. Splittgerber et al.  

Gehen Sie mit uns auf Zeitreise – Ihnen liegt hier ein hervorragender Artikel aus den 1990er Jahren zum Thema intraaortale Ballonpumpe (IABP) vor. Damals war die intraaortale Gegenpulsation die Therapie der Wahl zur mechanischen Kreislaufunterstützung. Die Gründe dafür waren, dass die IABP technisch einfach durchzuführen war. Als vergleichsweise günstige Prozedur entwickelte sie sich so zur weltweit am meisten eingesetzten mechanischen Kreislaufunterstützung dieser Zeit. Die hier vorliegende Übersichtsarbeit erklärt Ihnen zunächst prägnant und auf den Punkt gebracht die medizinischen Hintergründe zur linksventrikulären Insuffizienz sowie die Physiologie der Gegenpulsation. Dann wird der Haupteffekt der IABP, also die Verbesserung des Verhältnisses zwischen Sauerstoffangebot und Sauerstoffverbrauch in der Herzmuskelzelle, erläutert. Die Autoren weisen auch auf die positiven Effekte der IAPB für das rechte Herz hin. Im weiteren Verlauf des Artikels werden alle relevanten praktischen und medizinischen Aspekte besprochen.

Interessanterweise reichten die beschriebenen Indikationen in der damaligen Zeit bis hin zum Einsatz während allgemeinchirurgischer Eingriffe bei Patienten mit gleichzeitiger Herzerkrankung. Bei herzchirurgischen Eingriffen wurden die Inzidenzen der IABP in der Regel bei 3 % bis 12 % beschrieben. Tatsächlich hat der Einsatz der IABP im Vergleich zu damals, heute und insbesondere nach Erscheinen der Shock II-Studie 2012 (600 Patienten mit kardiogenem Schock als Komplikation eines akuten Myokardinfarkts) deutlich abgenommen [1].

Auch die 2015 erschienene „S III-Guideline zum Einsatz der IABP in der Herzchirurgie“, an der auch unsere Fachgesellschaft beteiligt war, hat an der zurückhaltenden Indikationsstellung nichts mehr geändert und das obwohl die IABP heute so arm an Nebenwirkungen ist wie noch nie zuvor [2]. Beispielhaft hierfür ist die Ischämie der Extremitäten, welche in den 1990er Jahren mit >10 % noch als führende IABP-Komplikation galt. Was nicht verwundert, da die Katheter i. d. R mit damals mehr als 10,5 French (plus Schleuse) doch deutlich dicker waren als die heutigen Katheter mit 7 French.

Dennoch, die aktuellen Guidelines der europäischen Fachgesellschaften (ESC und EACTS) von 2018 sprechen sich nun sogar gegen einen routinemäßigen Einsatz von IABPs bei Patienten mit kardiogenem Schock bei akutem Koronarsyndrom aus [3].

In vielen Fällen werden statt der IABP heute Mikroaxialpumpensysteme wie die Impella oder Hemopump als sogenannte perkutane Ventrikuläre Assist Devices (pVAD) eingesetzt. Man verspricht sich von der aktiven Entlastung des linken Ventrikels eine weiter verbesserte Erholung des Herzmuskels. Aber auch diese Form der temporären Therapie ist nicht unumstritten. Große Untersuchungen wie die Shock II-Studie fehlen für die pVADs und Metaanalysen zeigen keine Vorteile der pVAD gegenüber der IAPB, wohl aber höhere Raten an Nebenwirkungen [4].

Die Letalität, insbesondere bei Patienten mit kardiogenen Schock, ist mit 67 % (6-Jahresergebnisse Shock II) immer noch sehr hoch [5]. Hier gibt es auch für die mechanische Kreislaufunterstützung noch viel zu tun. Es wird eine bessere Datenlage benötigt und möglicherweise werden auch invasivere Therapieformen wie der extrakorporale Life Support eine größere Rolle in der Therapie dieser schwer kranken Patienten spielen.

In jedem Fall ist die Lektüre wissenschaftlicher Artikel aus der Vergangenheit, wie der hier vorliegende, nicht nur lehrreich, sondern auch historisch spannend. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erkenntnis mit diesem exzellenten Artikel!

Ihr

Adrian Bauer




Literatur

  1. Thiele H, Zeymer U, Neumann F-J, Ferenc M, Olbrich H-G, Hausleiter J et al. Intraaortic Balloon Support for Myocardial Infarction with Cardiogenic Shock. N Engl J Med. 4. Oktober 2012;367(14): 1287-96.
  2. Pilarczyk K, Bauer A, Boening A, von der Brelie M, Eichler I, Gohrbandt B et al. S3-Leitlinie „Einsatz der intraaortalen Ballongegenpulsation in der Herzchirurgie“. Thorac Cardiovasc Surg. 14. Januar 2015; 63(S 02):131-96.
  3. Sousa-Uva M, Alfonso F, Banning AP, Benedetto U, Byrne RA, Collet J-P et al. The Task Force on myocardial revascularization of the European Society of Cardiology (ESC) and European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS):96.
  4. Rios SA, Bravo CA, Weinreich M, Olmedo W, Villablanca P, Villela MA et al. Meta-Analysis and Trial Sequential Analysis Comparing Percutaneous Ventricular Assist Devices Versus Intra-Aortic Balloon Pump During High-Risk Percutaneous Coronary Intervention or Cardiogenic Shock. Am J Cardiol. Oktober 2018;122(8):1330-38.
  5. Intraaortic Balloon Pump in Cardiogenic Shock Complicating Acute Myocardial Infarction [Internet]. [zitiert 14. August 2021]. Verfügbar unter: https://www.ahajournals. org/doi/epub/10.1161/CIRCULATIONAHA. 118.038201

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